Gut 13 Monate nach meinem letzten Artikel bei heise als Festangestellter stand am Freitag mein Name mal wieder unter einer Meldung. Ein schönes Gefühl, fühlte sich ein bisschen wie „heimkommen“ an.
Eigentlich wollte ich ja nicht als freier Journalist arbeiten. Ich habe bei t3n gekündigt, um etwas eigenes aufzubauen, da kann es gar nicht genug Fokussierung geben. Aber die Möglichkeit, als Freelancer gelegentlich Artikel zu heise online beizusteuern – dafür finde ich den Verlag zu klasse.
Ich wollte mich ja schon gleich dem Studium Anfang 2011 fulltime-selbständig machen, lesen.net warf schon damals einige Cent ab und die Entwicklungsperspektiven in verschiedene Richtungen waren gut. Den Entschluss hatte ich eigentlich schon gefasst und der Business Plan war halb geschrieben, als die Anfrage von Achim kam, ob ich mir nicht ein Volontariat bei heise vorstellen könnte. Achim war (und ist) der E-Book-Mann der c’t, entsprechend lief man sich immer mal wieder bei Branchenevents über den Weg und er hatte mein Studienende auf dem Schirm.
Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber: heise ist mehr als ein Medium, in der IT ist es die Institution für kritischen, unabhängigen Qualitätsjournalismus. Zudem geht heise vorbildlich mit seinen Angestellten um: Ich kenne kein Verlagshaus, das Volontäre annährend so gut bezahlt (übertariflich; und ich kenne Dutzende Volontärsgehälter, man tauscht sich ja aus), und tarifliche Urlaubs- und Arbeitszeiten sind inzwischen leider die Ausnahme.
Nach langer Überlegung habe ich zum Ende meines Studiums genau eine Bewerbung geschrieben – für heise. Meine Zeit dort (dann machte mir t3n ein Angebot, das ich nicht ablehnen konnte) war extrem spaßig und lehrreich. Gerade auch im Hinblick auf die c’t Redakteure, die in ihren Ressorts teilweise unglaubliche Fachkenntnisse haben und sie auch gerne teilen, wenn man ehrliche Neugier zeigt. Der Umgangston ist bisweilen sehr direkt und ich als Jungspunt bekam mehr als einmal rotstiftgetränkte c’t-Artikelseiten vom Redigierer zurück – aber an genau so etwas wächst man.
Was für ein Ansehen heise in der Industrie und bei der Leserschaft genießt, wurde mir immer wieder bei Telefonaten, Konferenzen und im Social Web bewusst – oder auch einfach am bloßen Faktum, schon einmal knapp 1.000 Kommentare unter seiner Meldung zu haben. Jetzt gerade kann man das auch gut bei der CeBIT beobachten: Während es vor vielen Bühnen eher überschaubar zugeht, stehen die Leute am heise-Stand bis in den Gang hinein (Foto von Dienstag).
Toll war es auch für mich als „Zugezogenen“, über den Kontakt mit anderen Volontären gleich einen Freundeskreis in Hannover hier aufzubauen – auch typisch für heise. Das hält auch über die heise-Zeit hinaus: Mit Achim zum Beispiel hab ich mir vor der Saison Dauerkarten für Hannover 96 geholt, da kommt man nicht aneinander vorbei.
Natürlich hat sich auch der heise Verlag mit dem digitalen Wandel zu beschäftigen. Die Auflage der c’t bricht zwar längst nicht so dramatisch ein wie bei der Konkurrenz, aber sie bröckelt. Ich beobachte neugierig Projekte wie den neuen heise-Techblog Techstage und den behutsamen, aber kontinuierlichen Facelift von heise online.
Im Vergleich zu anderen IT-Verlagen, die frühzeitig mit radikalen Umstellungen bei Layout, Konzept und Teamgröße in Aktionismus verfallen sind, macht heise auf jeden Fall viel richtig. Der heise Verlag wird in 10 Jahren sicherlich anders aussehen und über andere Kanäle sein Geld verdienen als heute (Q4/2012: 233.000 Print-Abonnnenten) – solange er dann immer noch für IT-Journalismus auf allerhöchstem Niveau steht, ist nichts dagegen einzuwenden.
Bei aller Blog-Liebe finde ich auch, dass Heise noch immer DER IT-Verlag ist, der gut guten und unabhängigen Journalismus in dieser Branche steht. Kompetenz und Ausbildung der Autoren wird beim Lesen der Texte ebenfalls klar.
Um so mehr hat mich die Info gefreut, dass Heise jetzt ein eigenes Blog gestartet hat. Die Info war bis dato noch nicht zu mir durchgedrungen. Vielen Dank!
Und gehe Deinen Weg, Johannes …
Johannes, das „heise ist die Institution“ klingt aber ein bisschen wie „Kardinalswahl für den Papst“ ;-).
Aber ich gebe dir Recht, die haben schon noch ein Standing.